August von Platen und Franz Schubert waren Zeitgenossen. Und sie waren seelenverwandt. Beide verzehrten sich hoffnungslos nach Liebe. Schuberts Musik dürfte Platen jedoch kaum gekannt haben; sie erklang in keinem Konzert, denn sie war noch nicht verlegt. Seltsam ist, dass Schubert nur zwei Gedichte Platens vertont hat – obwohl es regen studentischen Austausch zwischen Franken und Wien auch im Schubertkreis gab. Aufgeführt wurden Schuberts Lieder und Klavierstücke nur bei seinen Freunden in Wien, in privaten Salons, und im Sommer draußen auf dem Land. „Schubertiaden“ nannten die Freunde diese ausgelassenen Feiern stolz, der Komponist saß am Klavier, einer sang, ein anderer deklamierte Gedichte, man tanzte, aß und trank viel. Eine bunte Gesellschaft von Künstlern, Juristen, kaiserlichen Verwaltern, kleinen Aristokraten, Schreiberlingen und Professoren vergnügte sich – soweit es die Zensoren der Biedermeierzeit zuließen.
Zu Lebzeiten unterschätzt und kaum bekannt, von der Nachwelt zum Inbegriff des Romantikers stilisiert – mit ihrer Schubertiade zeichnen Lars Conrad (Bariton), Arno Lücker (Klavier) und Paul Sonderegger (Lesung) lebensnah das Bild eines großen Künstlers, der versucht hat, sich aus den Zwängen seiner Zeit zu befreien – ein Leben mit Musik, Männerfreundschaften, Unsinnsgesellschaften, falschen Propheten und dämonischen Verlockungen. Selbstverständlich stehen die beiden Vertonungen des Ansbacher Dichters auf dem Programm, außerdem Lieder nach Texten von Johann Mayrhofer sowie Briefe Schuberts und Zeugnisse seiner Freunde.
Schubert, Platen, Mayrhofer
Eine Schubertiade mit Lars Conrad, Arno Lücker und Paul Sonderegger
5. Juni 2022
Landpartie im Garten von Gut Zernikow
21. Januar 2023
Salonabend im Theater Ansbach
Eduard von Bauernfeld: Einiges von Franz Schubert (1858)
Impromptus D 899 (1827) Nr. 2: Es-Dur (Allegro)
Josef von Spaun: Aufzeichnungen (1858)
Eduard von Bauernfeld: Einiges von Franz Schubert (1858)
Abendstern D 806 (1824) Text: Johann Mayrhofer
Franz Schubert an Anselm Hüttenbrenner (ca. 1819)
Josef Kenner (1858)
Josef von Spaun: Aufzeichnungen (1858)
Johann Mayrhofer: Erinnerungen an Franz Schubert (1829)
Nachtviolen D 752 (1822) Text: Johann Mayrhofer
Johann Mayrhofer: An Franz (1822)
Geheimnis D 491 (1816) Text: Johann Mayrhofer
„Archiv des menschlichen Unsinns. Ein langweiliges Unterhaltungsblatt für Wahnwitzige“ (1817/1818)
Franz Schubert: Der Geist der Welt (1820)
Moments musicaux D 780 (1823–1828) Nr. 3: f-Moll
(Allegro moderato)
An mein Clavier D 342 (1816)
Text: Christian Friedrich Daniel Schubart
Franz Schubert an seine Freunde (3. August 1818)
Franz Schubert an seine Freunde (8. September 1818)
Valse sentimentales D 779 (1823) Nr. 24: g-Moll
Franz Schubert an seinen Bruder Ferdinand (29. Oktober 1818)
Franz Schubert an seinen Bruder Ignaz (12. Oktober 1818)
Valses nobles D 969 (1827) Nr. 9: a-Moll
Die Liebe hat gelogen D 751 (1822) Text: August von Platen
Johann Mayrhofer: Erinnerungen an Franz Schubert (1829)
Atys D 585 (1817) Text: Johann Mayrhofer
Du liebst mich nicht D 756 (1822) Text: August von Platen
Eduard von Bauernfeld: Ein Wiener Zensor (1858)
Valse sentimentales D 779 (1823) Nr. 25: G-Dur
Franz Schubert an Leopold Kupelwieser (31. März 1824)
Franz Schubert: Tagebuch (27. März 1824)
Frühlingsglaube D 686 (1820) Text: Ludwig Uhland
Johann Mayrhofer: Erinnerungen an Franz Schubert (1829)
Josef Kenner (1858)
Franz Schubert an Ignaz Franz Mosel (28. Februar 1823)
Franz Schubert an Franz von Schober (14. August 1823)
Moritz von Schwind an Franz von Schober
(24. Dezember 1823, 22. Februar 1824, 6. März 1824)
Franz Schubert: Mein Gebet (8. Mai 1823)
Der Sieg D 805 (1824) Text: Johann Mayrhofer
Franz Schubert: Mein Traum (3. Juli 1822)
Abschied D 475 (1816) Text: Johann Mayrhofer
Lars Conrad (Bariton) begann schon während der Schulzeit ein Jungstudium an der Musikhochschule Detmold bei Markus Köhler. Später studierte er an der Musikhochschule Leipzig bei seinem aktuellen Lehrer Berthold Schmid sowie an der Guildhall School of Music and Drama in London bei Rudolf Piernay. Hinzu kamen Meisterkurse bei Edith Wiens, Roman Trekel, Christine Schäfer und Peter Schreier, unter dessen Leitung Conrad die Johannespassion von Bach sang und auf CD aufnahm. 2020/21 war er Stipendiat der Liedakademie des Heidelberger Frühling unter der Leitung von Thomas Hampson. Conrad ist Preisträger des Internationalen Helmut-Deutsch Liedwettbewerbs Wien 2018 und arbeitet regelmäßig mit dem Liedbegleiter Eric Schneider zusammen.
Arno Lücker (Klavier) studierte in Hannover, Freiburg und Berlin, arbeitete als Musikredakteur und Sprecher beim Rundfunk Berlin-Brandenburg und als Dramaturg am Konzerthaus Berlin. In seiner Konzertreihe „2 x hören“ stand er als Künstlerischer Leiter und Moderator 2011 bis 2018 jeden Monat mit Künstler*innen wie Christian Tetzlaff, Tabea Zimmermann und Alban Gerhardt auf der Bühne. Lücker schreibt Texte für die Wiener Philharmoniker, die New York Philharmonics und die Bamberger Symphoniker und moderiert in der Elbphilharmonie, der Kölner Philharmonie und anderswo. Als Pianist tritt er mit Künstler*innen wie Sergey Malov (Violine) und Judith Stapf (Violine) auf. Seit Oktober 2021 arbeitet Arno Lücker für die Zeitschrift "Opernwelt".
Der Schauspieler und Regisseur Paul Sonderegger (Berlin) tritt regelmäßig in Zernikow auf, unter anderem las er hier den kompletten Roman „Der Stechlin“ im Fontanejahr 2019. Als Schauspieler begann er am Theater Neustrelitz, seine jüngeren Inszenierungen sind an der Vorpommerschen Landesbühne Anklam zu sehen. Als Sprecher und Sprechtrainer arbeitet er für den Rundfunk Berlin-Brandenburg und Deutschlandfunk Kultur.
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