Briefe und Musik von Liszt und Wagner
Begeisterte Zuhörer fand das Programm im Thüringer Liszt-Jahr 2011 im Nationaltheater Weimar und im Riesensaal von Schloss Sondershausen. Scott Curry spielte dort auf dem Liszt-Flügel. Außerdem gastierte das Quartett zur Festspielzeit bei Steingraeber in Bayreuth, auf Schloss Leitheim in Bayern und an mehreren atmosphärischen Orten in Berlin und Brandenburg.
Dreizehn Jahre lang schrieben Wagner und Liszt einander leidenschaftliche Briefe, 350 davon sind erhalten. Nur von Goethe und Schiller kennen wir einen vergleichbaren Briefwechsel. Die Musiker versicherten sich ihrer freundschaftlichen Bewunderung. "Wir sind doch recht artig im Zuge miteinander" schrieb Wagner. "Wenn uns beiden die Welt gehörte, ich glaube wir würden den Leuten darin manche Freude machen". Allerdings sparten sie Konflikte nicht aus. Wagner empörte sich über den "ganzen deutschen Operntheater-Kot" und beklagte in Bettelbriefen seine finanziellen Nöte. Liszt reagierte väterlich besonnen, konnte aber auch scharf zurückweisend sein.
Das literarisch-musikalische Programm verbindet die persönlichsten Briefe der beiden Komponisten mit Elegien, Romanzen und Consolationen von Franz Liszt und selten gespielten Klavierkostbarkeiten von Richard Wagner, außerdem Wagner-Paraphrasen von Gabriel Fauré, Alfred Casella, Carl Tausig und Hugo Wolf.
Richard Wagner: Vorspiel zu Lohengrin
Lob der (Brief-)Freundschaft
Briefe 1856/57
Richard Wagner: Ankunft bei den schwarzen Schwänen
Franz Liszt: Liebestraum
Annäherung
Briefe 1849
Franz Liszt: Première Élégie
Wagners Verzweiflung
Brief 1854
Richard Wagner: Schlaflos
Romeo und Julia (Entwurf einer Trauermusik)
Schmachtend
Geldprobleme
Briefe 1854/55/56
Franz Liszt: La lugubre gondola
Franz Liszt: R.W. - Venezia
Venedig
Briefe 1858
Gabriel Fauré/André Messager: Souvenirs de Bayreuth
Pause
Alfred Casella: À la Manière de Richard Wagner
Zorn und Streit
Briefe 1858/59
Carl Tausig: aus Drei Paraphrasen aus Tristan und Isolde
Richard Wagner: Liebesgesang "O sink hernieder Nacht der Liebe"
Freundschaft kitten
Brief 1859
Hugo Wolf: aus der Paraphrase über Die Walküre
Franz Liszt: Romance oubliée
Enttäuschung
Briefe 1859
Franz Liszt: Consolation Nr. 3
David Popper: Romanze
Entfremdung
Briefe 1872
Franz Liszt: "O du mein holder Abendstern" aus Wagners Tannhäuser
Musikauswahl: Scott Curry, Auswahl der Briefe: Paul Sonderegger. Programmänderungen vorbehalten. Die Rechte für das Programm in der dargestellten Form liegen bei den Künstlern.
Die atmosphärisch dichte "Konzertlesung" war eine Performance, die zu einem äußerst interessanten, kurzweiligen, sehr informativen Psychogramm von zwei schwierigen Charakteren geriet. Klaus Kowatsch und Paul Sonderegger rezitierten im dialogischen Wechsel und ließen dabei ihre Protagonisten fantastisch lebendig in Erscheinung treten. Dennoch kam der Musik bei dieser überzeugenden Art der Inszenierung der Briefe eine nicht minder bedeutende atmosphärische Rolle zu. Klavier und Cello schufen ein dichtes Beziehungsgewebe zwischen Wort und Musik, waren an der passenden Stelle ätherisch entrückt, dramatisch fordernd, versöhnlich einigend und immer extrem ausdrucksstark.
Reiner Pfaffendorf, Augsburger Allgemeine
Die Briefe boten ein bemerkenswertes Psychogramm der Freundschaft. Die Musik zu diesen Lesungen war sehr gut ausgewählt. Als wirkliche Entdeckungen entpuppten sich einige elegische Klavierraritäten Wagners. Zum humoristischen Highlight wurde das letzte Stück vor der Pause: "Souvenirs de Bayreuth". Scott Curry zeigte sich als großartiger Interpret von Klavier-Solowerken Liszts und seiner Zeitgenossen.
Sönke Remmert, Nordbayerischer Kurier Bayreuth
Während Klaus Kowatsch als Wagner sein Innerstes nach außen kehrte und immer wieder von nie endenden Geldnöten sprach, reagierte Paul Sonderegger in der Rolle des eher zurückhaltenden Liszt mit wohl dosiertem Verständnis. Natürlich durfte der "Liebestraum" von Franz Liszt nicht fehlen. Ralph Krause und Scott Curry spielten ihn einfühlsam.
Cornelia Flesch, Märkische Allgemeine Zeitung Potsdam
Teils amüsant, teils traurig - ein zweistündiges Programm, das die Höhen und Tiefen der Freundschaft beider Komponisten ausdrucksstark spiegelt. Ein echter Einblick in das Leben der beiden Persönlichkeiten, mit dem das Quartett bei den Bayreuther Festspielen gastierte.
Loreen Porsch, Ruppiner Anzeiger
Kaisheim-Leitheim - Franz Liszt, einer der prominentesten Klaviervirtuosen des 19. Jahrhunderts, bewunderter Komponist, Dirigent, Theaterleiter, Musiklehrer und Schriftsteller wurde anno 1811 in Raiding, im heutigen Burgenland, geboren. Seinen 200. Geburtstag nahm der Schauspieler und Musiker Paul Sonderegger zum Anlass, den Schriftwechsel zwischen Franz Liszt und Richard Wagner zu durchleuchten und diese Schreiben mit Musik und Werkbearbeitungen der beiden Komponisten - nach einem musikalischen Konzept von Scott Curry - in assoziative Beziehung zu setzen. So entstand im herrlichen Ambiente des Schlosses eine atmosphärisch dichte "Konzertlesung" mit Klaus Kowatsch alias Richard Wagner, Paul Sonderegger als Franz Liszt, mit Ralph Krause am Violoncello und dem Pianisten J. Marc Reichow eine Performance, die zu einem äußerst interessanten, kurzweiligen, sehr informativen Psychogramm von zwei schwierigen Charakteren geriet.
Sonderegger beschränkte sich bei der Darstellung des Briefwechsels der beiden im Wesentlichen auf die sog. "Züricher Jahre" (1849-1858) von Richard Wagner; schwierige Jahre für diesen: nach steckbrieflicher Suche Flucht aus Dresden ins Züricher Exil und permanente Geldnot. In dieser Zeit entwickelte sich zwischen Franz Liszt, dem rastlosen Superstar und klavierspielendem Lebemann, der Wagners Kunst uneingeschränkt bewunderte, und dem exzentrischen Wagner ein reger Briefwechsel, der die freundschaftliche Annäherung der beiden Künstler dokumentierte, Wagners Verzweiflung und unverblümte Geldforderungen an Liszt, den entstehenden Zorn und Streit zwischen den beiden extremen Charakteren, die Versuche, die zerbrochene Freundschaft wieder zu kitten. Und schließlich die resignierende Einsicht Liszts, dass Richard Wagner, rastlos tätig nur für sich selbst, teilnahmslos und rücksichtslos gegen andere, in übersteigertem Egoismus nur sich und seine Kunst allein gelten ließ.
Klaus Kowatsch und Paul Sonderegger rezitierten im dialogischen Wechsel und ließen dabei ihre Protagonisten fantastisch lebendig in Erscheinung treten. Dennoch kam der Musik bei dieser überzeugenden Art der Inszenierung der Briefe eine nicht minder bedeutende atmosphärische Rolle zu.
Mit Bearbeitungen von Wagners Musik aus dem Lohengrin-Vorspiel, der Trauermusik zu Romeo und Julia, mit Bearbeitungen von Carl Tausig (1841-1871) zu den drei Paraphrasen aus Tristan und Isolde, von Hugo Wolf aus der "Die Walküre", von Gabriel Fauré (1845- 1924) aus den "Nibelungen" und Liszt zu Wagners "Abendstern" aus dem Tannhäuser, schufen J. Marc Reichow und Ralph Krause ein dichtes Beziehungsgewebe zwischen Wort und Musik, waren an der passenden Stelle ätherisch entrückt, dramatisch fordernd, versöhnlich einigend und immer extrem ausdrucksstark.
Zu Wagners Musik gesellten sich originale Werke von Liszt, wie der "Liebestraum", die "Première Elegie" für Cello und Klavier, die Venezianischen Impressionen ("La lugubre gondola" und "R.W. - Venezia") und die "Consolation Nr. 3", die in ihrer Gegensätzlichkeit zur Musik Wagners die Polarität der beiden Komponisten hervorragend unterstrichen und gleichzeitig auch die kompositorische Leistung Liszts ins rechte Licht rückten.
Exzellent die klavieristische Leistung von J. Marc Reichow und der Wohlklang des Cellos von Ralph Krause. Und selbst Paul Sonderegger ließ es sich nicht nehmen, seine pianistischen Fähigkeiten überzeugend beim vierhändigen Fauré einzusetzen.
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