PAUL SONDEREGGER

SCHAUSPIELER • SPRECHER • SPRECHTRAINER • REGISSEUR

werther.jpg

Inszenierung 
 DIE LEIDEN DES 
 JUNGEN WERTHER

Der junge Werther hat sich unsterblich in Lotte verliebt. Sie ist seine Traumfrau, er umschwärmt und vergöttert sie. Lotte weiß, was sie will. Sie genießt die Freundschaft mit Werther, ist jedoch mit Albert verlobt. Ihn heiratet sie auch. Werther leidet, Lottes natürliche und offene Art macht ihn wahnsinnig. Er sieht keinen Ausweg mehr und erschießt sich...

Goethe traf den Nerv seiner Zeit. Mit den "Leiden des jungen Werther" schrieb der 24-Jährige einen wahren Bestseller. Sein "Sturm und Drang"-Roman löste Kontroversen aus: plädierte Goethe wirklich für absolute Individualität und entfesselte Leidenschaft jenseits aller Regeln der Vernunft und der Konvention? Vor mittlerweile vierzig Jahren verschaffte Ulrich Plenzdorf mit seinen "Neuen Leiden des jungen W." der Dreiecksgeschichte neue Aktualität.

Paul Sonderegger spürt in seiner Fassung mit Originaltexten aus Goethes Briefroman den Herausforderungen der Liebe aus heutiger Perspektive nach. Wie modern ist Werther? Seine Wünsche des Herzens kollidieren mit der lieblosen Wirklichkeit, gesellschaftliche Erwartungen empfindet er als gnadenlose Demütigungen. Die Diagnose könnte lauten: Werther leidet an Depressionen, gepaart mit handfester Bindungsangst. Fazit: Werther, unser Zeitgenosse.

Theaterstück nach dem Briefroman von Johann Wolfgang von Goethe

Regie und Textfassung
Paul Sonderegger
Ausstattung
Ruth Krottenthaler
Bühnenbau
Steffen Müller
Licht
Peter Milde
Ton
David Groß
Werther
Andreas C. Meyer
Produktion
Theater Naumburg

 

PREMIERE am 31. Oktober 2013 Theater Naumburg
www.theater-naumburg.de

PREMIERE am 21. Januar 2017 Theater Ansbach
www.theater-ansbach.de

Test: image 1 0f 9 thumb Test: image 2 0f 9 thumb Test: image 3 0f 9 thumb Test: image 4 0f 9 thumb Test: image 5 0f 9 thumb Test: image 6 0f 9 thumb Test: image 7 0f 9 thumb Test: image 8 0f 9 thumb Test: image 9 0f 9 thumb

Naumburger Tageblatt, 8. November 2013
Leserbrief von Tobias Kretschmar, Leipzig

Ein neuer Blick auf Goethe

Als ich vergangenes Wochenende meine Großeltern in Naumburg besuchte, hatte ich das Glück, im eigentlich schon ausverkauften Theater Naumburg noch eine Karte für die Doppelpremiere "Die Leiden des jungen Werther" und "Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe" zu bekommen. Der Abend versprach viel Goethe, doch wie würde man es machen? Auf welche Weise würde man sich dem Stoffe nähern? Und überhaupt - ist das nicht eigentlich lange her? Gibt es da noch etwas, was uns angeht, was uns betrifft und interessiert? Das Foyer und später der Zuschauerraum waren gefüllt von Menschen. Es war Vorfreude zu spüren und eine besondere Art von Ausgelassenheit, wie ich sie aus den Theatern Leipzigs nicht kenne. Ich hatte den Eindruck, man genoss das Theater wie etwas, was man nicht alle Tage hat.

Diese besondere Ausgelassenheit fand ich zu meiner Überraschung im ersten Stück des Abends wieder. Die bisweilen düsteren und bis zu einer gefährlichen Innerlichkeit gesteigerten Leidenschaften des jungen Werther spielte Andreas C. Meyer mit einem Augenzwinkern. Der von seiner aussichtslosen Liebe zu Lotte gepeinigte Werther ringt in schweren Albträumen mit einer phlegmatischen Matratze, er spielt ein gefühlsduseliges Lied auf der Gitarre oder er ist damit beschäftigt. Den eigens für Lotte angelegten Altar mit dämmrigem Licht zu bescheinen. Dazwischen immer wieder diese tiefe und kraftvolle Goethische Sprache, der man denkt, dass man sich nicht entziehen kann.

Und doch: Paul Sonderegger, der bei diesem Stück Regie führt, scheint gerade darum bemüht: um Abstand. Das Stück ist der Versuch, die Gefühlswelt des jungen Werthers in die heutige Zeit zu übertragen. Wir sehen einen depressiven Werther, der nicht eigentlich bloß an der Innigkeit, Wahrhaftigkeit und Ausweglosigkeit seiner Liebe zugrunde geht, sondern auch und vielleicht vor allem an seiner Hilflosigkeit, in die ihn diese Liebe stürzt. Andreas C. Meyer greift zum Stift und schreibt ganz langsam an die Wand: "Geht's mir schlecht, dann geht's mir gut." Damit ist ausgedrückt, woran Werther, zumindest nach Ansicht des Regisseurs krankt: es sind Selbstmitleid, -aufgabe und Mutlosigkeit.

© 2024 paul@paul-sonderegger.de, Berlin; Impressum